Montag, 19. Dezember 2011

Kraftklub - Konzert - Berlin - 17.12.2011


37 Städte in nur 2 Monaten. 20 Konzerte davon restlos ausverkauft. Auch in Berlin wartete man bei 4°C geduldig vor den Türen des Astras. Eine Schlange von 1500 Menschen und ein riesen Hype, um eine Band, die bisher noch nicht mal ein Album herausgebracht hat. "Das nächste große Ding" hieß es auch schon bei Casper. Nun wird der Staffelstab ohne Umwege an Kraftklub weitergereicht. Kraftklub machen Musik zum Mitsingen, Tanzen, Grölen und laden das Publikum ein in resignativer Extase die gesellschaftlichen Paradoxien unserer Zeit einfach wegzufeiern. Sie seinen "das Sprachrohr einer ganzen Generation" lassen sich von diesen Betitlungen allerdings nicht beeindrucken, bleiben lässig und so wunderbar sympathisch.
Wir hören zu, lächeln und tanzen.

Die Location:
Das Astra Kulturhaus. Wer das Astra nur von Berliner Clubnächten kennt, fragt sich anfangs schon, wie die 1500 Menschen in diesen kleinen Club passen sollen. Glücklicherweise öffnet der Club bei außerordentlichen Veranstaltungen die Tore zum anliegenden Kulturhaus. Ein typischer Veranstaltungsraum aus Ostzeiten. Passend für ein Konzert der 5 Chemnitzer und durchaus geräumig. Für das beheizte Raucherzelt im Eingangsbereich gibt’s ein extra"Daumen hoch"!
Katastrophal ist allerdings die Situation an der Garderobe. Zwei Garderobenannahmen, trotzdem reicht eine halbe Stunde Wartezeit nicht.

Das Publikum:
Jung! Und Alt! Ein paar verlorende Hipster, deren Blicke sagen: "Was mache ich eigentlich hier? Ist das hier überhaupt cool genug?" - eindeutig der unentspannte Teil des Publikums. Der Rest ist losgelöst. Alle freuen sich, man sieht lächelnde Geichter überall. Und auch die Eltern, die nur als Begleitung für ihre Kinder gekommen sind, entpuppen sich im hinteren Teil des Astras als wahre Fans. Neben mir folgendes Bild: Ein Mann Mitte 50. Etwas untersetzt, im wahren Leben Anzugträger, heute ganz casual im karierten Hemd. Dennoch zugeknöpft bis obenhin. Brille. . . Die Faust schlägt zum Beat in die Luft, der Schweiß rinnt die Stirn hinunter und die Lippen zeichnen ein exzessives "SCHEIßINDIEDISKO".

Stimmung der Band:
"Wir sind immer noch ganz geplättet davon wie viele Ihr eigentlich seid. Eine ganz andere Liga.". Klar, wenn man einen Tag vorher in Bischofswerda spielt - sorry, Bischofswerderaner- ist Berlin natürlich ne ganz andere Hausnummer.
Aber im Ernst: Für mich ist es schön zu sehen, wenn eine Band sich ganz aufrichtig über so viele Menschen freut. So viele Menschen, die bis in die letzte Reihe die Arme nach oben strecken und springen und singen.

Der beste Song:
Für mich ist es "Ich will nicht nach Berlin". Ein Song der sich unteranderem über die überdurchschnittliche Spiegelreflexkamera-Dichte und den wohl nur in Berlin vorherrschenden Club-Mate-Konsum echauffiert. Auf die Frage von Rapper Felix, wer denn alles aus Berlin kommt, grölte das Publikum geschlossen ein "Heeyyooooaaaa..".
"Wer kommt nicht aus Berlin?". Wieder alle: "Heeyyooooaaaa..".
"Wer ist zugezogen?". Und alle so: "Heeyyooooaaaa..".
Gut. Auch wenn das Publikum wohl lieber anonym bleiben wollte, wichtig ist, der Song "Ich will nicht nach Berlin" funktionierte auch in der besungenen Stadt. Möglicherweise gerade weil ein Vielleicht-zugezogener-Berliner-oder-nicht-Berliner wie kein anderer versteht, wovon der Song eigentlich spricht.

Nachwehen:
Ich habe die EP "Adonis Maximus" nicht gehört. Kenne Kraftklub durch Radio Fritz. Liebe die Single "Ich will nicht nach Berlin" und die Live-Mitschnitte vom Splash haben mich schließlich überzeugt: Diese Band will ich Live sehen. Nagut, hab ich ja jetzt. Es war unterhaltsam, es war gut, aber mehr eben auch nicht.

Für Erfolg muss man arbeiten. Der New Musik Award 2010 war der Startschuss. Danach haben sich Kraftklub den Arsch abgetourt. Sie spielten als Vorband von bereits erwähntem Casper, von Fettes Brot und den Beatsteaks, entgingen nur knapp dem Titel zur Festivalschlampe 2011 und erlangten bundesweites Gehör spätestens mit der Teilnahme an Stefan Raabs BundesVisionSongContest. Die Belohnung: Ein Vertrag beim Label-Giganten "Universal Music" und ein fanatischer (Achtung Wortspiel) Kraftklub, der gespannt auf den 20.01.2012 wartet, wenn das Debutalbum von Kraftklub "Mit K" erscheint.

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