Samstag, 31. März 2012

Erinnerungen an „Rebellion (Lies)“ von Arcade Fire

Manchmal dröhnt er dir laut im Club entgegen. Ein anderes Mal bist du gerade im Einkaufzentrum unterwegs und hörst leise im Hintergrund eine dir bekannte Melodie. Oder die vertrauten Klänge schallen auf einer Party nur dumpf aus dem Nebenzimmer heraus.
Es gibt Songs, die waren vielleicht keine Meilensteine der Musikgeschichte, vielleicht fanden sie nur bei wenigen Menschen Beachtung und eventuell waren sie noch nicht einmal besonders gut. Dennoch kennt sicher jeder von uns solche Songs, die einem – warum auch immer - persönlich am Herzen liegen.
Es reichen meist schon die ersten Töne, die ersten Akkorde oder das erste Trommeln, … du erkennst den Song sofort und schwups stehen alle Weichen auf Flashback.

Zumindest bei mir ist das so. Bei manchen Titeln vergesse ich einfach alles, was in dem Moment um mich herum geschieht. Ich bin nicht mehr hier, sondern kurz auf Besuch in meiner eigenen Vergangenheit. Wonach mein Unterbewusstsein diese - ich nenne es jetzt einfach mal - „Flashback-Titel“ auswählt, ist mir schleierhaft. Sicher ist nur, dass sich immer erst im Nachhinein herausstellt, welcher Song mit welcher Situation verknüpft wird. Das ist manchmal sehr tiefgründig und bedeutsam und manchmal fragt man sich einfach nur, was einem das Unterbewusstsein denn jetzt bitte schön mit dieser Verknüpfung sagen möchte.

Ein Beispiel: „Rebellion (Lies)“ von Arcade Fire
Wann immer ich diesen Song höre, stehe ich vor meinem inneren Auge an der Garderobe im Magnet Club. – dem alten (natürlich viiieel coooleren) Magnet-Club von damals in der Greifswalder Straße.
Es ist Silvester 2005/2006. Es ist 23:50 Uhr und ich habe mich freiwillig dazu bereit erklärt mich zu opfern. Während meine Freundinnen schon mal fröhlich ins neue Jahr tanzten, verbrachte ich den Jahreswechsel mit gefühlten 50 Kilo Jacken, Schals, Handschuhe und Mützen auf dem Arm an der wohl längsten Garderobenschlage dieser Silvesternacht. – Wer kommt den auch an Silvester auf die Idee, in einen Club zu gehen, der kleiner ist als so manche Altbau-Wohnung?
Und dann das. Die Trommel, der Bass und dann das Piano. Toll! „Rebellion (Lies)“ von Arcade Fire. Hiermit wurde diese Nacht von mir noch vor ihrem eigentlichen Beginn offiziell für gescheitert erklärt. Fast zu Tode habe ich mich geärgert. Dank meines ganzen „Gepäcks“ war ich noch nicht mal im Stande zur Musik zu schunkeln – ein Trauerspiel.


Seither ist “Rebellion Lies“ mein Garderoben-Ansteh-Lied.

Ob nun tiefgründig oder nicht, ich liebe diese kurzen Besuche aus der Vergangenheit. Das Gute an unserem Gedächtnis ist doch, dass jede Erinnerung im Nachhinein immer als positiv gewertet wird. Der Mensch fügt immer alles so zusammen, dass es möglichst Sinn ergibt. So ist das auch bei den Erinnerungen. Jeder Moment hat seine Daseinsberechtigung, weil wir ohne ihn – und möge er noch so klein sein – nicht da wären wo wir sind.

Hach. Schön war es. Damals an der Garderobe.

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