Mittwoch, 9. Mai 2012

Chiddy Bang – Konzert – Berlin – 08.05.2012


Es scheint so, als hätten Funk-, Soul- und Jazz-Samples im HipHop erstmal ausgedient. Die neue Ära setzt auf aktuelle Tracks aus den mutmaßlich „feindlichen“ Subkulturen. Chiddy Bang stachen schon Ende 2009 mit dieser Masche aus dem HipHop-Brei heraus. Neben Tracks von Kate Nash, La Roux und Hot Chip sampelten sie auch MGMTs „Kids“ und arrangierten es zu ihrem „Opposite Of Adults“ um.
Damals noch zu viert, unterschrieben sie Anfang 2010 nur noch zu zweit bei Parlophone Records, einem Sublabel von EMI Music. Chiddy Bang besteht seither aus Rapper Chidera „Chiddy“ Anamege und Produzent Xaphoon Jones. Am 2. März diesen Jahres erschien nun das aktuelle und schon zweite Studioalbum „Breakfast“. Auf der dazugehörigen Promo-Tour schaute das Duo auch für 3 Gigs in Deutschland vorbei.

Chiddy Bang - "Opposite Of Adults"


Das Publikum:
...bestand zu 90% aus Männern in Karohemden oder American Apparel Jacke. Wahlweise auch beidem. Kurz befürchtete ich schon, dass das Publikum nur aus stehenden Stylern besteht, welche lediglich sehen und gesehen werden wollen. Auch die Unterzahl an boody-shakenden Girls machten mir wenig Hoffnung. Nach den ersten Takten durfte ich meine Vorurteile aber getrost zur Seite schieben und feststellen, dass die Meute tatsächlich in Bewegungs- und Partylaune war.

Die Setlist:
Obwohl sich Chiddy Bang die Krachertracks bis zum Schluss aufsparten, waren die Fans von Anfang an mit Leib und Seele dabei. Jeder Song wurde vom Publikum honoriert, auch wenn die Textsicherheit sich erst so richtig bei den Singles „Ray Charles“, „Opposite Of Adults“ und „Mind Your Manners“zeigte.
Alles in allem präsentierte das Duo weniger Samples als gedacht. Eine Tatsache, die auch auf ihrem aktuellen Album „Breakfast“ von Kritikern und Fans gleichermaßen bemängelt wird. Dort findet man lediglich auf einem Song („Out 2 Space“) das zarte Stimmchen von Ellie Goulding.

Die Pauseneinlagen:
Während andere Musiker gerne zwischen den Songs im Detail dessen
Entstehungsgeschichte erläutern, griff Chiddy lieber auf sein Können zurück und zeigte dem Publikum „wie oldschool er ist“. Seit Dezember 2011 hält er nämlich den Rekord im Freestyle-Rappen. „9 Stunden, 18 Minuten und 22 Sekunden“ lautet das amtliche Ergebnis. Kurzer Hand ließ er sich ein paar Wörter aus der Masse zurufen, die er an diesem Abend im Magnet Club spontan in sein Freestyle einbaute. Das Publikum zeigte sich leider eher unbeeindruckt. Lediglich die Handydichte schoss für den Moment nach oben. Der Begeisterung stand womöglich die Sprachbarriere im Weg.

Die Wiederentdeckung des Abends:
Unter den wenigen Samples, die Chiddy Bang an diesem Abend präsentierten, versteckte sich ein für mich schon fast vergessener Song:
Hockey - „Too Fake“

Im HipHop sampelt man jetzt also aktuelle Tracks?
Chiddy Bang nutzten den Hype um „Kids“ von MGMT.
Mike Skinner und Cro taten es mit „Banquet“ von Bloc Party.
Und Machine Gun Kelly entweihte jüngst sogar mein heiliges „Young Blood“ (im Original von The Naked and Famous).
HipHop erfindet sich durch die Impulse aus dem Indie/Rock/Pop-Bereich gerade neu. Das Etikett „HipHop/IndieRock“ häuft sich.
Ob sich Chiddy Bang langfristig im stetig wachsenden Brei von HipPoppern behaupten können, bleibt abzuwarten.

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