Mittwoch, 10. April 2013

Daughter - Konzert - Berlin - 09.04.2013

Gestern war es endlich soweit. Der Auftakt des konzertreichen Aprils stand an und dieser begann sofort mit einem Highlight. Daughter spielten Ihr erstes Konzert in Berlin nach Release ihres ersten Albums "If You Leave". Für mich war es die zweite Live-Begegnung mit der Band aus London. 


Vorband:
Nachdem wir unsere Jacken an der Garderobe abgegeben hatten und gerade wieder in den Festsaal Kreuzberg hineinspazierten, performten Bear's Den schon auf der Bühne. Die Atmosphäre und die Musik erinnerte mich sofort an eine Open Mic Night in einem kleinen Club in der Nähe von Oklahoma City. Nicht, dass ich da schon mal war, zumindest nicht in echt, aber in meiner Fantasy stelle ich es mir genau so vor. Nach einem Stopp an der Bar stellten wir uns entspannt neben das Mischpult und lauschten der Band, die eigentlich nicht aus Oklahoma, sondern auch aus London stammt. Die Songs von Bear's Den waren die ideale Einstimmung auf den Abend.
 

Bester Song:
Während das Publikum sich von "gut gefüllt" zu "erdrückend voll" ausdehnte, wanderten ich und Bea vom Mischpult in die ersten Reihen. Mit fast perfekter Sicht, aber winzigem Wendekreis starrten wir gespannt auf die Bühne, wo es kurz nach 22 Uhr dann auch endlich was zu sehen gab. Daughter betraten die Bühne und fingen ohne große Begrüßung sofort an zu spielen. "Shallows" war die erste Nummer des Abends, mein momentaner Daughter-Lieblingssong.
Normalerweise bin ich immer etwas enttäuscht, wenn der Lieblingssong sofort als erstes gespielt wird, aber bei Daughter ist es total egal. Jeder Song ist einfach gelungen und großartig. Sowas gibt es wirklich nur selten.


Setlist:
Die folgende Setlist war (wie sollte es auch anders sein) eine stimmige Zusammenstellung von alten und neuen Songs. Alte EP-Ohrwürmer, wie "Candles" und "Run", mischten sich unter neue Albumtracks, wie "Winter" und "Lifeforms". Die Singles "Still" und "Youth" durften natürlich ebenso wenig fehlen. Elena Tonra entführte das Publikum abermals mit ihren Songs in eine düstere Welt und hüllte es zugleich schützend in einen Mantel aus Hoffnung. Zwischen den Songs mussten die Instrumente immer wieder reguliert werden, während das Publikum geduldig wartete. Zum Glück beliefen sich die Kommentare von Elena und Igor größtenteils auf Danksagungen. Nichts wäre deplatzierter gewesen, als der Versuch diesen oder jenen Song zu erklären. Das haben Daughter definitiv nicht nötig, man fühlt es einfach. Daughter machen mit ihren Texten und Melodien Einsamkeit erträglich und Vergänglichkeit akzeptabel und erschaffen damit ein Gefühl, welches keinerlei Erklärung bedarf.

Highlight:
Das Highlight verbarg sich im Zusammenspiel zwischen Elena und Igor, die nicht nur auf der Bühne sondern auch im Leben Partner sind. Während des Songs "Love" verbirgt Elena (wie eigentlich die ganze Zeit über) ihre Augen bei geneigtem Kopf hinter ihrem Pony. Schützend lässt sie ihn beim Singen wie einen Vorhang über Ihre Augen fallen, als sie von Vergänglichkeit und Eifersucht singt. Wie muss sich Igor wohl fühlen, wenn seine Freundin mit zarter Stimme von so viel Zerbrechlichkeit singt?! Mit seinem Hundeblick schaut er immer wieder zu ihr hinüber, während er die E-Gitarre mit einem Cellobogen spielt und damit einen unglaublichen Live-klang erzeugt, der den Song in ganz neuem Licht erstrahlen ließ. Ich kann es schwer beschreiben, aber an diesem Abend, in diesem Moment, wurde ein wachsamer Beobachter Zeuge von etwas ganz Persönlichem. Das eigentliche Highlight war nicht der Song, sondern "Love" itself.

Abgang:
Unser Abgang erfolgte kurz und schmerzlos. Noch vor dem letzten Song, der vermutlich "Home" gewesen sein muss, weil es bisher immer und überall Home gewesen ist. Während alle anderen noch lauschten, verabschiedeten wir uns auf leisen Sohlen und randgefüllt mit Glück von Daughter.


Ich würde jederzeit wieder kommen.
Mit Daughter ist es einfach etwas Persönliches. 
Obwohl sie längst die gebührende Aufmerksamkeit der Medien und das Gehör vieler Musikliebhaber bekommen, bleiben Daughter für jeden Einzelnen ein ganz persönlicher Geheimtipp. Daughter liefern den Soundtrack zu einem düsteren Wintertag, zum schlimmsten Liebeskummer deines Lebens, zu alltäglicher Melancholie und werden dadurch unabsichtlich zu einem Teil unserer aller Seelen.



Mehr zu Daughter auf unserem Blog:
Daughter - Konzert - Berlin - 13.11.2012
Song of October - "Youth" von Daughter

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