Es
scheint so, als hätten Funk-, Soul- und Jazz-Samples im HipHop
erstmal ausgedient. Die neue Ära setzt auf aktuelle Tracks aus den
mutmaßlich „feindlichen“ Subkulturen. Chiddy Bang stachen schon
Ende 2009 mit dieser Masche aus dem HipHop-Brei heraus. Neben Tracks
von Kate Nash, La Roux und Hot Chip sampelten sie auch MGMTs „Kids“
und arrangierten es zu ihrem „Opposite Of Adults“ um.
Damals
noch zu viert, unterschrieben sie Anfang 2010 nur noch zu zweit bei
Parlophone Records, einem Sublabel von EMI Music. Chiddy Bang besteht
seither aus Rapper Chidera „Chiddy“ Anamege und Produzent Xaphoon
Jones. Am 2. März diesen Jahres erschien nun das aktuelle und schon
zweite Studioalbum „Breakfast“. Auf der dazugehörigen Promo-Tour
schaute das Duo auch für 3 Gigs in Deutschland vorbei.
Chiddy Bang - "Opposite Of Adults"
...bestand
zu 90% aus Männern in Karohemden oder American Apparel Jacke.
Wahlweise auch beidem. Kurz befürchtete ich schon, dass das Publikum
nur aus stehenden Stylern besteht, welche lediglich sehen und gesehen
werden wollen. Auch die Unterzahl an boody-shakenden Girls machten
mir wenig Hoffnung. Nach den ersten Takten durfte ich meine
Vorurteile aber getrost zur Seite schieben und feststellen, dass die
Meute tatsächlich in Bewegungs- und Partylaune war.
Die
Setlist:
Obwohl
sich Chiddy Bang die Krachertracks bis zum Schluss aufsparten, waren
die Fans von Anfang an mit Leib und Seele dabei. Jeder Song wurde vom
Publikum honoriert, auch wenn die Textsicherheit sich erst so richtig
bei den Singles „Ray Charles“, „Opposite Of Adults“ und „Mind
Your Manners“zeigte.
Alles in
allem präsentierte das Duo weniger Samples als gedacht. Eine
Tatsache, die auch auf ihrem aktuellen Album „Breakfast“ von
Kritikern und Fans gleichermaßen bemängelt wird. Dort findet man
lediglich auf einem Song („Out 2 Space“) das zarte Stimmchen von
Ellie Goulding.
Die
Pauseneinlagen:
Während
andere Musiker gerne zwischen den Songs im Detail dessen
Entstehungsgeschichte
erläutern, griff Chiddy lieber auf sein Können zurück und zeigte
dem Publikum „wie oldschool er ist“. Seit Dezember 2011 hält er
nämlich den Rekord im Freestyle-Rappen. „9 Stunden, 18 Minuten
und 22 Sekunden“ lautet das amtliche Ergebnis. Kurzer Hand ließ er
sich ein paar Wörter aus der Masse zurufen, die er an diesem Abend
im Magnet Club spontan in sein Freestyle einbaute. Das Publikum
zeigte sich leider eher unbeeindruckt. Lediglich die Handydichte
schoss für den Moment nach oben. Der Begeisterung stand womöglich
die Sprachbarriere im Weg.
Die
Wiederentdeckung des Abends:
Unter
den wenigen Samples, die Chiddy Bang an diesem Abend präsentierten,
versteckte sich ein für mich schon fast vergessener Song:
Hockey
- „Too Fake“
Im
HipHop sampelt man jetzt also aktuelle Tracks?
Chiddy
Bang nutzten den Hype um „Kids“ von MGMT.
Mike Skinner und Cro taten es mit „Banquet“ von Bloc Party.
Und
Machine Gun Kelly entweihte jüngst sogar mein heiliges „Young
Blood“ (im Original von The Naked and Famous).
HipHop
erfindet sich durch die Impulse aus dem Indie/Rock/Pop-Bereich gerade
neu. Das Etikett „HipHop/IndieRock“ häuft sich.
Ob sich
Chiddy Bang langfristig im stetig wachsenden Brei von HipPoppern
behaupten können, bleibt abzuwarten.
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